E-Tropolis 2018

“Bässer, Härter, Lauter” – hieß es zum bereits achten Mal in Oberhausen am 17.03.2018, als sich in der Turbinenhalle die Tore zum E-Tropolis öffneten. Bereits Wochen vor der Veranstaltung war diese komplett ausverkauft. Immer wieder musste der Veranstalter darauf hinweisen, dass „total ausverkauft“ auch bedeutete, dass keine Abendkasse vorhanden sein würde. Etwa 4500 Fans der elektronischen Musik hatten alles aufgekauft, was da war. Und das nicht umsonst: ein sorgfältig ausgewähltes Line-Up, eine gelungene Organisation und eine ausgelassene Stimmung machten den Tag zu einem vollen Erfolg.

Dabei fing der Tag gar nicht mal so rosig an: Schneefall, eises Kälte und ein nicht unbeträchtlicher Wind machten die Anreise nicht gerade zu einem Kinderspiel. Nichtsdestotrotz hatten sich zum Einlass gegen 13 Uhr bereits einige Besucher auf der Treppe vor dem Eingang versammelten und warteten darauf, eintreten zu dürfen. Durften sie auch, sogar ein paar Minuten zu früh. Freundlich und höflich wie immer fertigte die Security die Massen schnell und routiniert ab, so dass es sich am Eingang nicht staute.

Die Menge verteilte sich schnell in der Halle: Wertmarken wurden gekauft, der Merch belagert, die Händler- und Gastronomiehalle begutachtet. Jacken und Taschen wurden in den Schließfächern verstaut. Wobei sich der ein oder andere dies direkt anders überlegte: in Halle 1 herrschten eisige Temperaturen. Und dies änderte sich auch nicht über den Abend hinweg. In Halle 2 war es dagegen muckelig warm. Ein Problem, mit dem die Turbinenhalle leider öfters zu kämpfen hat.

Aber man konnte sich ja immer noch warm tanzen. Und loslegen konnte man damit direkt zum Beginn um 14 Uhr, als Jäger 90 auf die Bühne stürmten und die Massen direkt einmal in Bewegung versetzten. Sänger Thoralf Dietrich kam in Fliegermantel und Helm auf die Bühne, Marcel Lüke trommelte sich einfach am Schlagzeug warm. Das Publikum hatten sie damit komplett im Griff: es wurde getanzt, gepogt (auch etwas heftiger) und kräftig mitgesungen. Ein gelungener Start ins Festival.

Mit Forced to Mode wurde es etwas ruhiger, aber definitiv nicht weniger intensiv. Die Depeche Mode Cover-Band übernahm die feierwütige Meute und heizte ihr mit den altbekannten Songs der Urgesteine der Szene ein. Christian Schottstädt steht dem Original in nichts nach, sympathisch und mit grandioser Stimme konnte er die Stimmung locker hoch halten und vielleicht sogar noch ein bisschen verstärken.

Von nun an ging es Schlag auf Schlag auf den beiden Bühnen. Die Spielzeiten waren dabei so gewählt, dass man von jeder Band genügend sehen konnte und so fand eine stetige Fan-Wanderung zwischen den Hallen statt.

Den Anfang auf Bühne 2 machte Lucifer’s Aid. Völlig allein stand der Schwede auf der nebelverhangenen Bühne, doch zog er alle Blicke auf sich. Intensiv und mit viel Leidenschaft brachte er seine Songs über die Fans, die atmosphärische Stimmung setzte dem noch die Krone auf. Kontrast-Programm boten dagegen auf der Hauptbühne Eisfabrik. Erstens war die Bühne regelrecht voll und zweitens gab es eine sorgsam geplante Lichtshow, die die Performance unterstützte. Ihrem Band-Namen gerecht werdend ließen sie es natürlich auch schneien, mehrfach sogar, und die eisige Atmosphäre auf der Bühne harmonierte wunderbar mit den Temperaturen in der Halle. Es fühlte sich gleich ein bisschen frischer an. Die Jungs ließen einen aber nicht frieren: sie heizten ordentlich ein, jeder einzelne animierte das Publikum zum Mitmachen und Dr. Schnee weiß eh, wie er sein Publikum zu packen hat.

Mit Xotox stand in Halle 2 wieder ein Solokünstler auf der Bühne. Seit 20 Jahren besteht das Projekt von Andreas Davids. Dass es sich so lange halten kann ist kein Wunder, Andreas weiß genau, was sein Publikum will: Tanzen. Und das gibt er ihm auch, in seiner ganz eigenen hervorragenden Art. Chrom stand dem auf der Hauptbühne in nichts nach. Christian Marquis und Thomas Winters sind zwar „erst“ seit zehn Jahren als Chrom unterwegs, aber auch sie sind routiniert darin, die Meute tanzen zu lassen. Was auch gut war, denn trotz der tausenden von Menschen wollte es in Halle 1 einfach nicht wärmer werden.

Mit Spark! standen wieder Schweden auf der zweiten Bühne („But the drums are german“, wie Sänger Christer Hermodsson verkündete). Diesmal wurde es aber etwas bunter: in zirkushaften Kostümen und dementsprechenden Bewegungen machten die beiden Jungs einfach Spass. Man mag ihnen gerne zu sehen und ebenso gerne zuhören. Show und Musik beeindruckten und man möchte gerne mehr von ihnen sehen. Dies gilt auch für Aesthetic Perfection, die tatsächlich eine perfekte Show auf der Hauptbühne hinlegten. Nicht nur Sänger Daniel Graves beeindruckt durch Gesang und Sympathie, auch die akrobatischen Künste an den Keyboards waren nahezu atemberaubend.

In Halle 2 heizte nun Adrian Hates mit seinem Nebenprojekt .com/kill den erstaunlicherweise immer noch tanzwütigen Menschen ein. Seine außergewöhnliche Stimme macht natürlich auch im rein elektronischen Gewand einen guten Eindruck und mit seinem Charisma zieht er (wahrscheinlich vor das weibliche) Publikum eh in seinen Bann. Mit Nachtmahr wurde es dann wieder etwas voller auf der Bühne. Und es kam auch etwas mehr Show, denn die Mädels durften nicht nur rumstehen, trommeln und Fahnen schwenken, es wurde auch etwas freizügiger und blutiger auf der Bühne. Dies drängte Sänger Thomas Reiner aber zu keinem Zeitpunkt in den Hintergrund. Mit und für das Publikum gab er alles auf der Bühne und wurde dafür mit lauten Publikumschören belohnt.

Mit Frozen Plasma stand die vorletzte Band in Halle 2 auf der Bühne. Felix Marc und Vasi Vallis hatten wie ihre Musiker-Kollegen keinerlei Probleme, die Stimmung in Gang zu halten. Auch trotz der Tatsache, dass das Publikum bereits 10 Bands lang durchgetanzt hatte, schafften Frozen Plasma es, dass keine Füße still standen. Mit schlichter Bühnengestaltung aber offensichtlichem Spass an der Musik läuteten die Jungs das nahende Finale des Festivals ein. Mit ebenso viel Spass aber ganz und gar nicht schlichter Bühnengestaltung warteten Project Pitchfork auf der Hauptbühne auf. Neben drei Drummern, Keyboards, Synths und natürlich Sänger Peter Spilles gab es auch noch eine riesige dreiteilige LED-Wand, die die Bühne in ein ganz besonderes Licht taucht. Ein grandioser Anblick, gekrönt durch die tolle Show von Peter Spilles und seiner Live-Band.

Doch so viel Spass das Festival auch machte, irgendwann muss es zuende gehen. Und so kam die Zeit der Headliner. Den Anfang machte in Halle 2 Rotersand. „Rotersand ist eine Tanzband“ ließ Rascal Nikov zwischendurch verlauten und zeigte auch direkt, was er damit meinte: energiegeladen sprang und tanzte er auf der Bühne und hatte trotzdem noch genug Luft für den Gesang. Und das Publikum tat es ihm gleich: es tanzte alles aus sich heraus, was noch an Energie da war. Wobei es sich ein paar Reserven ließ für DEN Headliner des Abends: mit nur etwa 15-minütiger Verspätung betraten VNV Nation die Bühne in Halle 1. Und hatten eine besondere Lichtshow im Gepäck: viele Spots erstrahlten auf der Bühne und lieferten diverse Licht-Akzente. Ronan Harris stand während der Show kaum still auf der Bühne und heizte den Fans zum Ende des Abends noch einmal ordentlich ein, was dankbar aufgenommen wurde.

Es ist schon erstaunlich, wie lange man durchtanzen kann: von Beginn bis Ende des E-Tropolis waren die Fans ständig in Bewegung, es gab keinerlei Stillstand. Und wenn man doch mal eine Pause brauchte, holte man sich kurz was zu essen oder zu trinken, nur um direkt weiter an der riesigen Party teilnehmen zu können.

Das E-Tropolis 2018 war ein voller Erfolg und hat extrem viel Spass gemacht. Nächstes Jahr geht es weiter, die 9. Ausgabe des Festivals wird am 16.03.2019 in der Turbinenhalle stattfinden.