Ost+Front – neues Album „Adrenalin“ (VÖ: 16.02.)

Zu ihrem 10-jährigen Bandjubiläum bringen Ost+Front ihr viertes Studio-Album raus: am 16.02. werfen sie „Adrenalin“ auf den Markt. Und weil es das Jubiläums-Jahr-Album ist, erscheint es in verschiedenen Formaten: als CD, Deluxe-2CD und als limitierte Doppel-Vinyl. Zudem ist es auch in der limitierten Fan-Box erhältlich als Doppel-CD und zusätzlich mit Bonus-Live-Doppel-Album „Live in Moskau“, handsigniertem Zertifikat, Aufkleber und OST+FRONT Flagge.

Auf „Adrenalin“ vermischen Ost+Front typisch harte NDH-Elemente mit fast schon melodischen Tönen. Elektro-Elemente, Ballermann-Techno und ein bisschen Polka sind ebenfalls zu finden. 13 Songs erwarten den Hörer auf der Haupt-CD, dazu vier weitere auf der zweiten Scheibe. NDH- und Ost+Front-Fans werden hier voll auf ihre Kosten kommen, denn die Songs beinhalten alles, was das Fan-Herz erwartet.

Ost+Front wollen schockieren, provozieren, kritisieren und natürlich unterhalten. Sie streuen auch genügend Textzeilen in die Songs, die das Potential hätten zu provozieren. Aber nicht immer erzielen sie auch die gewünschte Wirkung.

Ost + Front

Die Songs wirken teilweise sehr ähnlich: typischer, harter Sprechgesang in den Strophen und melodischere Refrains. Abwechslung wird durch elektronische und polkaartige Passagen erreicht. Das lässt das Album zwar sehr rund und stimmig erscheinen, aber auch wenigs abwechslungsreich und ohne einen Song, der sich deutlich abhebt. Inhaltlich wagen Ost+Front nicht all zu viele Experimente: der Titelsong „Adrenalin“ erzählt von der Risiko-Lust, der Adrenalin-Sucht und schwenkt über zum „(Lebens)elixier, (dass) das Feuer neu entfacht“. Beim ersten Reinhören muss man gleich mal zweimal hinhören. Klingt „Adrenalin“ doch deutlich nach einer anderen Band. Es ist aber auch der einizige Song mit Verwechslungsgefahr. Bei „Heavy Metal“ erwartet man vielleicht zuerst genau das, nämlich Metal, aber mit heller Stimme sinkt Hermann Ostfront eine eher mittelalterlich anmutende Geschichte von Mord und Totschlag und „Heavy Metal“ bezieht sich dann doch eher auf die verwendeten Schwerter. Dieser Song hätte durchaus das Potential, zu einer echten Hymne zu werden. Die Kombination aus brutalerer Geschichte in nüchterner Erzählweise ist sehr interessant, der eher wortarme Refrain tut aber nicht viel für den Songs und wirkt im ersten Moment eher wie ein Lückenfüller, um eine kleine Pause in der Geschichte zu erzeugen. Man kann sich dieses Lied aber sehr gut als Video vorstellen und in einer Live-Performance wird daraus sicherlich eine wahre Männer-Hymne. Worum es in „U.S.A.“ geht muss man eigentlich nicht großartig erzählen. Es beginnt bereits mit einem verzerrten „Make America great again“, wodurch die Thematik klar sein sollte. Auch dieses Lied weist ein großes Potential auf, das nicht abgegriffen werden kann. Denn die erste Hälfte strotzt vor Kritik und Nazi-Vergleichen. Der Text packt und man möchte gerne mitschreien. Allerdings macht der melodische Teil irgendwie das Lied kaputt wenn es heißt „Zeig mir den Weg durch die finstere Nacht. Dein falsches Wort hat mir Hoffnung gebracht“. Das mag zwar als Stimme der Wähler verstanden werden können, aber gerade in der zweiten Hälfte des Songs überwiegt der melodische Teil und das Lied endet mit regelrecht lieblichen Tönen. Auch dies könnte als stilistisches Mittel angesehen werden. Aber ein kleiner deutlicher Aufschrei am Ende des Liedes hätte doch besser zur ersten Hälfte gepasst. „Puppenjunge“ dagegen wirkt wie eine Art Horror-Märchen. Dieses Lied funktioniert tatsächlich auch recht gut und wirkt runder und stimmiger als die anderen Songs mit interessanterem Text, dem man auch bis zum Ende aufmerksam folgt. Definitiv ein Favourit auf dem Album. In „10 Jahre Ost+Front“ bejubeln die Jungs sich dann selbst. Ist ja auch erlaubt, ein 10jähriges Jubiläum kann wahrlich nicht jeder vorweisen. Der Song beginnt tatsächlich etwas orchestraler, schwenkt dann aber direkt in das bekanntere Schema um. Massentauglich im Sinne von Mitsingbar und damit wunderbar konzertgeeignet ist der Song auf jeden Fall.

Textlich kommen die Lieder unterschiedlich daher: teilweise wirken zu simpel, wie z.B. in „Blattzeit“ („Hoch das Röckchen, rein das Stöckchen, du weißt längst, dass ich dich mag“). Dann wieder wirken sie extrem konstruiert, um in das Reimschema zu passen, wie bei „Hans guck in die Luft“: „mit voller Brust und viel Geschickt wollt‘ ich zerbrechen mein Genick“ sowie „Mit großem Mut und strengem Ziel ich wieder nicht vom Hocker fiel“. Und dann wieder gibt es die interessanteren und packenderen Textzeilen wie zu Beginn bei „U.S.A.“.

Auf der zweiten CD warten vier Songs auf den Zuhörer: „Ich will alles“ beginnt wie ein Polkastück, wechselt dann aber direkt in den typischen NDH-Sound und bekommt auch noch elektronische Elemente dazu. „Bluthund“ startet elektronisch, wirkt in den härteren Parts aber genauso wie das vorherige Lied. „Rosenkavalier“ hält seinen elektronischen Sound länger als die Vorgänger. Auch hier wird das Prinzip „brutaler Text nüchtern erzählt“ eingesetzt. Wobei das in diesem Song irgendwie etwas besser eingesetzt wird. Der letzte Song „Willenskraft“ hebt sich ein bisschen durch die melodischen Strophen und den gesprochenen Gesang vom restlichen Schema ab. Diesen Song kann man sich auch mit großen Gesten auf der Bühne sehr gut vorstellen und gehört defintiv zu den besseren Lieder der Doppel-CD.

Das Album hat viel Potential zu begeistern und Ost+Front Fans werden sicherlich auch begeistert sein. Doch nicht bei jedem wird der Funke überspringen. Das Album wirkt nicht innovativ genug, nicht so risikobereit wie der Protagonist in „Adrenalin“, sondern erscheint eher ein wenig massentauglich. Songs wie „U.S.A.“ beginnen extrem stark, verlieren durch die Gestaltung aber das Provokations-Potential und die melodischeren Parts wirken zu schlicht und lasch. Lichtblicke sind da „Puppenjunge“, „Du gehst mir unter die Haut“ und „Willenskraft“. Man kann sich aber relativ sicher sein, dass Songs wie „Heavy Metal„, „10 Jahre Ost+Front„, „Adrenalin“ und weitere live wesentlich mehr hergeben, zum einen durch die zu erwartende geniale Show von Ost+Front und zum anderen durch die ebenfalls zu erwartende Mitsingbereitschaft der Fans.

 

Tracklist:

CD1

Adrenalin
Heavy Metal
Disco Bukkake
U.S.A.
Puppenjunge
Blattzeit
Arm und Reich
Böses Mädchen
10 Jahre OST+FRONT
Edelweiß
Hans guck in die Luft
Du gehst mir unter die Haut
Alte Liebe

CD2
Ich will alles
Bluthund
Rosenkavalier
Willenskraft